REIGEN.im.park
Eröffnung
Donnerstag, 16. Mai 2013, 19:00 Uhr
Laufzeit der Ausstellung:
Donnerstag, 16. Mai bis Montag, 24. Juni 2013
Öffnungszeiten täglich von 8:00-18:00 Uhr
Standorte: Baden Arthur Schnitzler Park und Bahnhofsareal
REIGEN.im.park
Dialog mit Arthur Schnitzler
Ausgehend von Schnitzlers Theaterstück „Reigen“ werden zehn temporäre Kunstprojekte im öffentlichen Raum der Stadt Baden gezeigt. Die Projekte reflektieren die Inhalte des Stückes und transportieren die Themen zugleich in die Gegenwart unter Berücksichtigung standortspezifischer Gegebenheiten. Der Park und der Bahnhof werden für den Zeitraum von sechs Wochen zum Schauplatz für zeitgenössische bildende Kunst.
Max Bühlmann
Separee
Begehbares Objekt
1996 war ich in Florenz und hatte einen frischen Eindruck von Giorgio Vasaris „Maler-Kapelle“. Das hat mich zu dieser Skulptur inspiriert. Eine Holzbalkenkonstruktion ist mit Baumwollstoff bespannt. Die Dimensionen des Objektes sind 480 x 240 x 240 cm. Leiten lasse ich mich wie oft von den üblichen Handelsmaßen der Materialien. Die Höhe des Eingangs, zirka 120 cm, entspricht denen von gewissen asiatischen Tempeln. Verneigt muss man eintreten und innen ergibt sich dadurch eine Intimität des Raumes. Vasari lud mehrere Künstler ein, die „Maler-Kapelle“ auszustatten. Eingeladen habe ich die Sonne und den Wind, auf der unbehandelten Baumwolle zu „malen“. Die Holzkonstruktion ist außen und dadurch werfen die Sonne und der Wind einen sich bewegenden Schatten auf die Leinwand. Durch die äußere Abgeschiedenheit werden die Außengeräusche, die von außen ungefiltert hereinkommen, anders wahrgenommen. Für die Ausstellung „REIGEN.im.park“ in Baden wird die Skulptur zum Separee. Der niedrige Eingang schirmt die Außenwelt von der Intimität der Szenen ab. Die Skulptur ist begehbar.
Judith.P.Fischer
Robe
Skulptur im Park
Das Kleid steht als Symbol für Weiblichkeit und Verführung, für Verhüllung und Enthüllung, jenes Spiel, das auch Teil der Thematik in Schnitzlers „Reigen“ ist. Es schafft eine besondere Identität für die Trägerin. Durch die Umsetzung in das Material Stahl wird aus der textilen Hülle, die den Körper normalerweise schützend, anschmiegsam bedeckt und Teil einer nonverbalen Kommunikation ist, eine rüstungsähnliche Skulptur. Das Kleid aus Stahl kann man nicht anziehen, es steht geschlossen und abweisend auf einer öffentlich zugängigen Parkfläche und bildet eine abstrakte skulpturale Form. Der Bezug zum Stück entsteht erst im Zusammenhang mit den anderen Objekten im Freien.
Gabriele Fulterer / Christine Scherrer
„... kommen‘S nur näher.“
Installation im Bahnhof
Arthur Schnitzlers „Reigen“ bietet formale und inhaltliche Anhaltspunkte für diese Arbeit. In einem der Glasräume befinden sich drei der insgesamt vier etwas überlebensgroßen Figuren. Formal gesehen bilden sie Einzelglieder einer Kette, wobei sich eine Figur, herausgelöst, herausgebrochen, isoliert in einem entfernten Glasraum befindet. Ohne ihren ursprünglichen Zusammenhalt verlieren die Figuren auch ihren Raumbezug; es bleibt unklar, ob sie nun schweben, fliegen oder fallen, ob sie sich voneinander entfernen oder aufeinander zubewegen. Beziehungskonstellationen bilden sich gerade, lösen sich auf, die Interaktionen bleiben flüchtig, sind im raschen Wechsel, neue Möglichkeiten verlieren sich jedoch an der Oberfläche.
Anita Hahn
H Ä U S E R : R E I G E N
Skulpturen
10 Häuser aus Beton sind kreisförmig auf einer Rasenfläche aufgestellt. Jedes einzelne Haus steht symbolhaft für ein Paar bzw. eine Szene des Stückes „Der Reigen“. In die verschieden tiefen Ausnehmungen auf der Oberseite sind Schriftplatten aus Porzellan eingelassen. Darauf lesbar sind Textfragmente, bruchstückhafte Teile der Dialoge, die im jeweiligen Haus zwischen den beiden Protagonisten stattfinden. Die Häuser sind zum Mittelpunkt hin ausgerichtet, so kann dem Uhrzeigersinn folgend das gesamte Theaterstück nachvollzogen werden.
Cornelia König
LIEBEs GLÜCK
Spiegel, Schrift
Vier große Spiegelflächen hängen an einer Seite des Durchgangs von einem Bahnsteig zum anderen. Darauf zu lesen sind Textpassagen aus dem Theaterstück „Reigen“ von Arthur Schnitzler. Diese Texte drehen sich vor allem um das Wort „Glück“, das immer wieder in den verschiedenen Dialogen vorkommt. Manche der Textpassagen sind spiegelverkehrt aufgebracht um den Dialog der Paare anzudeuten. Auch die Wortpaare Trieb und Gefühl, Körper und Herz reden eine andere Sprache, folgen einer anderen Logik. Die vorbeieilenden Passanten werden in den Spiegelflächen reflektiert, sind somit Bestandteil des Kunstwerkes und können sich so selbst befragen. Auch die Schrift spiegelt sich in dem Kunstwerk, wird also verdoppelt. Sind die Liebe und das Glück nur eine Illusion? Eine Vorspiegelung? Die Kürze des sexuellen Aktes „gibt der Vergänglichkeitserfahrung eine zugespitzte Bedeutung, die immer wieder artikuliert wird, und somit Anlass, die Frage nach dem Wesen der Liebe oder des Glücks neu zu stellen.“ (Zitat: Peter Sprengel, “Die ungeschriebenen Regeln der Liebe“. In: Interpretationen Arthur Schnitzler, Reclam)
Gert Linke
BETT
Skulptur im Park
Das Bett aus Stahl bietet nur wenige Möglichkeiten für ein romantisches Tête-à-Tête. Viel zu hart und abweisend symbolisiert es wohl kaum einen Ort für Erotik und Entspannung. Vielmehr geht es Linke um die maßstabgetreue, materialgerechte Umsetzung eines ganz einfachen Feldbettes und das Herausarbeiten von Gegensätzen. Gert Linkes Arbeiten - ob aus Stahl, Kunststoff, Gummi oder Stein - sind witzig und geistreich, von hoher formaler Qualität und handwerklich technischer Perfektion.
Sonja Lixl
Elegischer Reigen
Gras, Kalk, Durchmesser 7 m
Arthur Schnitzlers Reigen-Liebesspiele, bei denen zehn Personen aus allen Schichten in Dreiecksbeziehungen verschränkt sind, bis sich der Kreis mit der Dirne aus der ersten Szene mit dem Grafen in der zehnten Szene schließt. Ein oberflächlich vielleicht unterhaltsamer, tiefer blickend jedoch deprimierender Reigen ... In der Rasenfläche im Park gegenüber dem Bahnhof werden zwischen zwei Kreisen mit fünf und sieben Metern Durchmesser 12 sinusähnliche Kurven angelegt, die Grasnarbe ausgestochen und mit Kalksplitt befüllt. Die Schwingungen symbolisieren das Auf und Ab im Wechselbad der Gefühle: Sehnsucht, Erfüllung und Ernüchterung.
Matthias Mollner
Nasse Erde 3
Performance
„Mit Schaufel und Krampen habe ich ein Herz in die Wiese gestochen. Ich stapfe im Erdloch herum und sehe nach, was Arthur für mich vergraben hat. Suche und suche und finde nur mich. Scheiße! Regenwürmer lieben sich meist im Verborgenen. Auch Menschen lieben sich meist im Verborgenen. Ich verstecke mich aber nicht gern vor mir. Vor anderen schon gar nicht. Ich werde die kahle Stelle neu beleben. Der Boden ist geöffnet, das Herz freigelegt, die Würmer wuseln. Allein stehe ich da und warte auf die Frau/en, die mich am offenen Herzen küss/t/en. Später können Sie es ja versuchen!“ Die Foto- und Videodokumentation der Performance ist auf dem Weblog des Künstlers, www.mollner.blogspot.com, zu sehen.
Karl-Heinz Ströhle
Wireframe
Objekt im Bahnhof
„Was bedeutet die Federstahl-Krinoline, die Karl-Heinz Ströhle an der Decke der Bahnhofshalle schweben lässt? Ist sie Symbol für das unbequeme gesellschaftliche Korsett, das den Frauen im Fin de siècle aufgezwängt war? Oder deutet sie in der ungehörigen Offenheit, in der sie sich allen Augen präsentiert, den Willen zur provokanten Auflehnung an?“ Diese Fragen stellt die Zeitschrift morgen (2/2013) zur Arbeit Wireframe. Aus punktgeschweißten Stahlbändern lässt Karl-Heinz Ströhle seine Objekte entstehen, die dann durch einen Impuls, z.B. einen Luftzug, in leichte Schwingung versetzt werden. Dadurch kann sich das Erscheinungsbild der Arbeit dem Umfeld anverwandeln oder aber auch entziehen. „Wireframe“ im Bahnhof Baden ist auch als Anspielung auf die Grundthematik des Stückes interpretierbar, bewahrt sich aber seine Eigenständigkeit, als Objekt im Grenzbereich zwischen Skulptur und Architektur, im Kontext der Ausstellung. Neben den realen Objekten und Installationen entstehen oftmals Videos und Fotos, die der Arbeit einen zusätzlichen Handlungsspielraum ermöglichen.
Fridolin Welte
Schaukel
Skulptur im Park
Raum für Einblicke und Ausblicke auf die umliegenden Objekte bietet die gelochte Betonschaukel von Fridolin Welte. Die Schaukel als Ort der Entspannung, der Vergnügung, aber auch des Auspendelns des inneren Gleichgewichts ist inhaltlicher Ansatz in Weltes Arbeit. Der Umgang mit einem architektonischen Formenrepertoire unter Einbeziehung der Umgebung ist Teil von Weltes stringenten Objekten.