LOVE GAME
Eröffnung
Freitag, 16. Mai 2013, 19:00 Uhr im Arthur Schnitzler Park vor dem Bahnhof Baden
Laufzeit der Ausstellung:
Samstag, 17. Mai bis Dienstag, 27. Juni 2013
LOVE GAME
Studierende der Klasse Malerei und Grafik an der Kunstuniversität Linz im Dialog mit Arthur Schnitzlers „Das weite Land“.
Die Ausstellung zeigt dreizehn künstlerische Beiträge von Studierenden der Klasse Malerei und Grafik (Prof.in Ursula Hübner) an der Kunstuniversität Linz, die sich mit Arthur Schnitzlers Tragikomödie „Das weite Land“ auseinandersetzen. Die Arbeiten greifen den Stoff in unterschiedlicher Weise auf - es gibt Bezüge direkt auf den Text oder auf Zitate daraus, auf Regieanweisungen, auf Personen und ihre Konflikte. Mit unterschiedlichen künstlerischen Mitteln werden die Themen des Stücks von den Teilnehmer_innen in eine heutige Form gebracht. Wie schon in den vergangenen zwei Jahren, werden so auch heuer wieder verschiedene Orte in Baden zur Plattform für bildende Kunst.
Martin Bischof / Andreas Tanzer
Ins weite Land
3 Holzobjekte, bemalt
Im Arthur Schnitzler Park vor dem Badener Bahnhof stellen Bischof/
Tanzer drei Hochstände auf. Diese sind während der Eröffnung
begehbar und ermöglichen mit ihren sparsamen Fensteröffnungen
Durch- und Ausblicke, unter anderem auf weitere Projekte der Ausstellung.
Außerdem machen sie den Blick „ins weite Land“ möglich.
Die drei Objekte thematisieren inhaltliche Aspekte des Stücks wie
Distanz und Nähe oder Schutz und Überlegenheit. Das Thema des
Duells, dem im Stück eine wesentliche Rolle zukommt, wird hier
ebenfalls aufgegriffen.
© Norbert Arthner 2014
Theresa Cellnigg
So sausen wir kühn ins Dunkel hinein
Video
Der Titel der Arbeit ist ein Zitat aus dem Stück, gesprochen von Genia,
einer der Hauptfiguren. In einem eineinhalbminütigen Video wird eine
Nachtfahrt auf der Autobahn gezeigt, gefilmt mit einer einfachen Handykamera.
Die Unschärfen und die Dunkelheit der Bilder spiegeln die
Gefühle von Ungewissheit und Unsicherheit wider, die die Protagonisten
des Stücks in ihren Beziehungen zueinander erfahren. Das Video ist auf
einem Monitor im Bahnhof zu sehen.
© Norbert Arthner 2014
Jakob Daringer
Flug und Trug
Flugperformance
Jakob Daringer lässt am Abend der Eröffnung über dem Bahnhof und
dem Park ein Flugzeug kreisen. Es zieht ein Banner nach, auf dem auf
einer Seite zu lesen ist: „Ehrlich bis zur Orgie“, und auf der anderen
Seite: „Lüge“. Ein Dialog zwischen Genia und dem Arzt Franz Mauer
aus dem Stück ist Ausgangspunkt für diese „performative Installation“,
in der das Fliegen einerseits als Metapher für die Sehnsucht nach
Unbegrenztheit und Freiheit, andererseits aber auch als Symbol für
Unsicherheit und Labilität gelesen werden kann.
© Norbert Arthner 2014
Paul Eckschlager
Gespenst
Bronzeskulptur
Eine Skulptur, im Park stehend, zeigt die „letzten Berührungspunkte“
eines menschlichen Körpers mit dem Diesseits, es sind die Stellen,
wo das Leintuch des Gespensts auf dem Körper aufliegt. Die Geister
der Verstorbenen spielen im „weiten Land“ eine wichtige Rolle,
sie haben noch lange Einfluss auf die Lebenden. Paul Eckschlagers
Gespenst nimmt allerdings, zur Skulptur geworden, eine passive
Haltung ein, es sieht den Betrachter eher an, als dass es ihn
erschreckt – der Spuk passiert dann in unseren Köpfen.
© Norbert Arthner 2014
Judith Gattermayr
Genias Kleid
Stoffobjekt, bedruckt; Taschentücher, bedruckt
Ein mit der stilisierten Ansicht einer Frau bedrucktes Kleid hängt
Judith Gattermayr im Arthur Schnitzler Park in einen Baum. Es steht für
Fraulichkeit, aber auch für Oberflächlichkeit. Kleider dienen einerseits
der Repräsentation der Trägerin, aber auch als Schutz vor körperlicher
und seelischer Entblößung. „Den Schein bewahren“ heißt es besonders
für die weibliche Hauptfigur Genia, die sich selbst als Heuchlerin bezeichnet
und ihre wahren Gefühle vor allen versteckt. Zusätzlich werden
im Rahmen der Ausstellung bedruckte Stofftaschentücher verteilt.
Magdalena Glas
trotz allem und so weiter
Collage
Die Collage von Magdalena Glas zeigt zwei Männer – die Figuren Natter
und Hofreiter – Arm in Arm auf einem Berghang tanzend. Erfüllt von
einem ungeheuren Glücksgefühl, fühlen sie sich frei und unbeschwert,
halten sich für fast unbesiegbar. Allerdings trügt der Schein, denn
im Konflikt zwischen Gefühl und Verstand kommt es weder zu
Versöhnung noch zu einem Happy End, sondern letzten Endes zum
Mord. Reproduktionen der Collage liegen am Abend der Eröffnung
zur freien Entnahme auf.
Julia Gutweniger
Ich finde mich nämlich nicht mehr zurecht
Briefe, gerahmt
Ausgangspunkt für die Arbeit „Ich finde mich nämlich nicht mehr zurecht“
ist die gleich lautende Aussage der Figur Genia in „Das weite Land“. Der
Satz, heute so aktuell wie damals, wird aus dem Kontext der Handlung
genommen und in die heutige Zeit gesetzt. Dafür kontaktiert Julia
Gutweniger Leute mit dem Namen Genia und bitet sie, ihr einen Brief zu
schreiben. Darin sollen sie eine Situation beschreiben, in der sie sich
nicht mehr zurechtgefunden haben. Die Briefe werden dann in dem
niedrigsten der drei Hochstände ausgestellt. Die Neugier auf Privates, die
auch im Stück eine wichtige Rolle spielt, ist eines der zentralen Themen
dieser Arbeit. Zusätzlich hat Julia Gutweniger eine Briefmarke gestaltet,
mit der sie die Briefe an die verschiedenen Genias frankiert.
© Norbert Arthner 2014
Katharina Kaff
Smash
Betonobjekt, bemalt
Ein riesiger Tennisball liegt in der Wiese im Arthur Schnitzler Park.
Damit greift Katharina Kaff ein häufig wiederkehrendes Element aus
dem „weiten Land“ auf: das Tennisspiel. Der Ball dient als Symbol
für das nur vordergründig harmlose Spiel, das die Akteure des
Stücks miteinander treiben. Der Tennisplatz ist in Schnitzlers Werk
die Spielwiese neckischer Liebeleien, aber auch ein Ort der Austragung
langsam keimender Konflikte.
© Norbert Arthner 2014
Vanja Krajnc
In der Ecke ein Oleanderbaum
Stoffbild, teilweise bestickt
Ein Aquarell von Vanja Krajnc zeigt die Villa Hofreiter, in der das
Theaterstück zum größten Teil spielt. Dieses wird großformatig
auf Stoff gedruckt und zeigt wie ein Bühnenbild oder ein Fenster
den Ort der Handlung. Es sind zwar keine Personen auf dem Bild
zu sehen, aber durch das Überarbeiten von Teilen des Bildes mit
Stickereien werden die Verflechtungen zwischen den handelnden
Personen thematisiert. Das Bild hängt in einem Lichthof des Bahnhofs,
der durch eine Glasfassade einsichtig ist und damit selbst
etwas von einer Bühne hat.
Jakob Lechner
Friedrichs Manifest
Folien auf Glas
Die Arbeit auf der Glasfassade über dem Haupteingang zum
Badener Bahnhof zeigt drei übereinander gelegte, ringförmige
Bänder in drei verschiedenen Farbtönen. Wo sich die Schleifen
überschneiden, mischen sich die Farben. Innerhalb der Bänder ist
– teils seitenverkehrt – folgendes Zitat aus dem Stück zu lesen:
„Ich niemandem auf der Welt. Niemandem. Will auch nicht…“ Der
Satz ist die endgültige Zurückweisung einer bedingungslosen Liebeserklärung
und damit ein kompromissloses Manifest für die Freiheit.
© Norbert Arthner 2014
Melanie Ludwig
Korsakows Brief
Folien auf Glas
Thema der Zeichnungen von Melanie Ludwig ist der Selbstmord
des Pianisten Korsakow wegen seiner unglücklichen Liebe zu Genia.
Er macht sich durch seine Kunst, aber auch durch den Abschiedsbrief,
den er an Genia schreibt, unsterblich. Für ihre Arbeit greift
Melanie Ludwig Symbole aus dem mexikanischen Totenkult auf, in
dem die Unsterblichkeit eine zentrale Rolle spielt. Ihre großformatig
gedruckten Zeichnungen sind an den Glaswänden entlang des
Bahnsteiges 1 angebracht.
© Norbert Arthner 2014
Georg Pinteritsch
FRIEDRICH, MAUER, GENIA zusammen
Plakate auf Litfaßsäulen
Georg Pinteritsch mixt für seine Arbeit unterschiedliche kulturelle
Codes: Er verwendet alte japanische Plakate, die als Informationsmaterial
zum Zivilschutz verwendet wurden, und arrangiert sie mit
Dialogen aus dem Stück neu. Aus dem vorhandenen Bild- und
Textmaterial werden so Geschichten collagiert, in deren Fokus
immer die Beziehung zweier Personen steht. Zwar sind die ProtagonistInnen
dieselben wie in Schnitzlers Stück, durch die Verwendung
von Bildern aus einem völlig anderen Zusammenhang wird die
ursprüngliche Bedeutung jedoch stark verzerrt. Die Plakate werden
auf zwei Litfaßsäulen affichiert, die im Park und auf dem Badener
Hauptplatz stehen.
Julia Zöhrer
Das weite Land
Buch
Für ihren Beitrag hat Julia Zöhrer alle Regieanweisungen des
Stückes in Zeichnungen umgesetzt. Diese Zeichnungen werden zu
einem Buch gebunden, das Format und Farbe eines Reclam-Heftes
hat und in einer Auflage von 300 Stück gedruckt wird. Während der
Ausstellungseröffnung werden die Bücher verteilt, danach liegen sie
in der Buchhandlung Bücher-Schütze, Pfarrgasse 8, in Baden auf.